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Diese Übersicht beinhaltet zusätzliche Informationen zu den oben dargestellten Indikatoren, wie eine kurze Definition des Indikators und eine Beschreibung des politisch festgelegten Zielwertes sowie die politische Intention für die Auswahl des Indikators.

Definition

Der Indikator stellt die Verteilung des verfügbaren Äquivalenzeinkommens mittels Gini-Koeffizienten dar. Das verfügbare Äquivalenzeinkommen ist das Gesamteinkommen (einschließlich Sozialtransfers) eines Haushalts nach Steuern und anderen Abzügen und somit das Einkommen, das für Ausgaben und Sparen zur Verfügung steht.

Intention

Ungleichheit in der Einkommens- und Vermögensverteilung ist ein grundsätzlich akzeptierter Bestandteil einer dynamischen Marktwirtschaft. Allerdings muss die Einkommens- und Vermögensspreizung moderat und die soziale Teilhabe aller gewährleistet bleiben.

Ziel

Gini-Koeffizient Einkommen nach Sozialtransfer bis 2030 unterhalb des EU-Wertes

Art des Ziels

Gleichbleibende Zielvorgabe in jedem Jahr

Umsetzung in der Wetter­symbol­berechnung

Der Gini-Koeffizinet des Einkommens nach Sozialtransfers soll jedes Jahr unterhalb des entsprechenden Wertes der EU liegen.

• Ausgehend von der Zielformulierung wird für jedes Jahr die Differenz zwischen dem EU-Wert und dem Wert für Deutschland berechnet. Für den Indikator 10.2 werden aufgrund methodischer Änderungen am Erhebungskonzept die Indikatorwerte von 2020 bis 2024 betrachtet. Die Differenz für das Jahr 2024 ist negativ, das heißt, der Koeffizient in Deutschland liegt über dem EU-Koeffizienten. Das Ziel ist damit nicht erfüllt. Da sich auch die Differenz in den letzten fünf Jahren im Durchschnitt verkleinert hat, wird der Indikator 10.2 für das Jahr 2024 mit Gewitter bewertet.

Hinweis: Der Bezug auf den EU-Koeffizienten als Zielgröße bedeutet, dass Indikatoren positiv bewertet werden können, selbst wenn sich der Gini-Koeffizient in Deutschland negativ entwickelt. Zudem zeigt der Indikator, dass durch die Verläufe der beiden Koeffizienten auf ähnlich hohem Niveau und ohne deutliche steigende oder sinkende Tendenz sowohl die Differenz zwischen deutschem und europäischem Wert als auch die Richtung der durchschnittlichen Entwicklung des deutschen Koeffizienten starken Schwankungen unterliegt. Deshalb können bereits geringfügige Änderungen des Indikators die Bewertung deutlich beeinflussen.

Bewertung

Wettersymbol Blitz

Datenstand

15.01.2025

10.2 Gini-Koeffizient des Einkommens nach Sozialtransfers

Der Gini-Koeffizient ist ein Maß für relative Ungleichheit und nimmt Werte zwischen null und eins an. Bei vollständiger Gleichverteilung beträgt er null, bei maximaler Ungleichverteilung erreicht er den Wert eins. Im Kontext der Einkommensverteilung bedeutet ein Gini-Koeffizient von eins, dass das gesamte Einkommen auf eine einzelne Person entfällt. Je niedriger der Wert, desto gleichmäßiger ist das Einkommen verteilt.

Für die Berechnung des Indikators wird das sogenannte Äquivalenzeinkommen herangezogen. Dabei handelt es sich um ein bedarfsgewichtetes Einkommen, das sich aus dem Gesamteinkommen eines Haushalts sowie der Anzahl und dem Alter der im Haushalt lebenden Personen ergibt. Mithilfe einer Äquivalenzskala werden die Einkommen entsprechend der Haushaltsgröße und ‑zusammensetzung gewichtet. So werden die Einkommen von Personen aus unterschiedlich großen Haushalten vergleichbar gemacht, da in größeren Haushalten Einspareffekte (Economies of Scale) auftreten – etwa durch die gemeinsame Nutzung von Wohnraum oder Haushaltsgeräten.

Das verfügbare Äquivalenzeinkommen bezeichnet das Gesamteinkommen eines Haushalts (einschließlich Sozialtransfers) nach Abzug von Steuern und sonstigen Abgaben. Es entspricht dem Einkommen, das für Ausgaben und zum Sparen zur Verfügung steht. Davon abzugrenzen ist das Äquivalenzeinkommen vor Sozialleistungen, bei dem das verfügbare Einkommen ohne staatliche Sozialtransfers – beispielsweise Arbeitslosen- oder Wohngeld – betrachtet wird. Renten gelten hierbei nicht als Sozialtransfer und werden daher auch beim Äquivalenzeinkommen vor Sozialleistungen berücksichtigt. Gleiches gilt für das Marktäquivalenzeinkommen, das das Einkommen vor Abzug von Steuern und Sozialabgaben und ohne Berücksichtigung von Sozialleistungen ausweist. Bei allen genannten Einkommensarten wird nicht nach den Einkommensquellen – wie Arbeitslohn, Mieteinnahmen oder Kapitalerträgen – differenziert.

Die Daten zum Einkommen stammen aus der europaweit harmonisierten jährlichen Statistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC). In Deutschland wurde diese Erhebung im Jahr 2020 mit weitreichenden methodischen Änderungen in den Mikrozensus integriert, um den Anforderungen an Datenaktualität und tief gegliederten regionalen Ergebnissen besser gerecht zu werden. Deshalb sind die Ergebnisse ab 2020 nicht mit früheren Jahren vergleichbar. Methodisch wird zudem ausgeglichen, dass insbesondere Haushalte mit hohen Einkommen oder großem Vermögen in freiwilligen Stichprobenerhebungen häufig unterrepräsentiert sind, um die internationale Vergleichbarkeit sicherzustellen.

Wie in den Vorjahren entsprach der Gini-Koeffizient des verfügbaren Äquivalenzeinkommens in Deutschland im Jahr 2024 mit 0,295 nahezu dem Durchschnitt der Europäischen Union (EU) (0,293). Dies zeigt, dass die Unterschiede in der Einkommensverteilung zwischen Deutschland und der EU gering sind. Dennoch lag der Wert in Deutschland im Jahr 2024 geringfügig über dem EU-Durchschnitt, wodurch das politisch festgelegte Ziel nicht erreicht wurde.

Der Gini-Koeffizient des verfügbaren Äquivalenzeinkommens lag mit 0,295 deutlich unter dem des Äquivalenzeinkommens vor Sozialleistungen (0,355). Wie erwartet fällt der Wert des Marktäquivalenzeinkommens mit 0,477 noch höher aus. Dies verdeutlicht, dass Umverteilungsmechanismen wie Sozialleistungen, Sozialversicherungen und das Steuersystem in Deutschland wesentlich zur Verringerung von Einkommensungleichheiten beitragen.

Beim Gini-Koeffizienten des Vermögens, basierend auf dem Household Finance and Consumption Survey (HFCS) der Europäischen Zentralbank (EZB), zeigt sich eine deutlich stärkere Ungleichverteilung. Im Jahr 2023 lag der Vermögens-Gini in Deutschland bei 0,724 und damit deutlich über den Einkommenswerten. Zum Vergleich: Für die Eurozone lag der Wert 2021 – aktuellere Daten liegen noch nicht vor – bei 0,694 und somit unter dem deutschen Wert. Einige Einflussfaktoren, die im Gini-Koeffizienten des Vermögens nicht abgebildet werden, relativieren jedoch den Eindruck einer überdurchschnittlich hohen Vermögensungleichheit. So bleiben beispielsweise zukünftige Renten- und Pensionsansprüche bei der Vermögensbewertung unberücksichtigt.